Ich hatte Dante „Der Schatten“ Schwarz geliebt, seit ich fünfzehn war. Er war der Erbe des Schwarz-Clans, und ich war die Tochter des treuesten Capos seines Vaters, Leo Moretti. In unserer Welt war er mein Don, mein Schicksal. Mit sechzehn sah ich es bestätigt, auf einer Spendengala der Schwarz-Familie. Ein schweres, tödliches Teil des Gerüsts löste sich über mir. Dante bewegte sich wie ein Blitz, ein Schemen aus teurem Anzugstoff und roher Kraft. Er riss mich zurück, sein Griff wie Eisen um meinen Arm, genau in dem Moment, als das Metall dort aufschlug, wo ich gestanden hatte.
Er sagte nichts. Er blickte nur auf mich herab, seine dunklen Augen musterten mich, bevor er mir eine Silbermünze in die zitternden Hände warf. Sie war mit dem Wappen der Schwarz-Familie geprägt. Ein stiller, besitzergreifender Anspruch. Mein Beschützer. Ich trug diese Münze immer bei mir, eine heilige Verbindung zu unserer gemeinsamen Zukunft.
An meinem achtzehnten Geburtstag, erfüllt von Champagner und törichtem Mut, gestand ich ihm alles. Ich küsste ihn. Er hatte mehr gelangweilt als alles andere gewirkt, ein leises Grinsen umspielte seine Lippen. „Wenn du zweiundzwanzig und mit dem Studium fertig bist“, hatte er gesagt, seine Stimme ein tiefes Grollen, das durch mich hindurch vibrierte, „wenn du diese … Loyalität … immer noch hast, werde ich vielleicht in Betracht ziehen, unsere Schicksale zu verbinden.“
Der Befehl eines Dons.
Ich nahm seine achtlos hingeworfenen Worte als heiligen Schwur, als Versprechen einer arrangierten Ehe, die unsere Familien binden würde. Ich baute mein ganzes Leben darauf auf. Ich ging an die HAW in Hamburg, näher am Herzen seines Imperiums. Vier Jahre lang perfektionierte ich mein Handwerk und wartete.
Heute war mein zweiundzwanzigster Geburtstag. Der Höhepunkt von allem. Ich hatte das perfekte Logo für seine neue, legale Fassade entworfen, ein schlichtes, modernes Emblem, das sowohl schön als auch einschüchternd war. Es war meine Seele auf Papier, ein Zeugnis meiner Hingabe. Ein Geschenk, um unser Familienband zu besiegeln.
Jetzt, vor seinem Séparée stehend, hörte ich die Wahrheit.
„Sie ist eine Last, Vito“, Dantes Stimme war von Wut durchzogen. „Diese obsessive Loyalität ist ein Risiko.“
„Also, was ist der Plan, Don?“, fragte Vito, sein Consigliere.
„Isabella ist ehrgeizig. Sie wird ihre Rolle spielen. Wir werden eine Verlobung bekannt geben. Ein Baby. Das sollte genügen, um das kleine Moretti-Mädchen endgültig zu verjagen. Sie ist zu … rein für all das. Es ist zu ihrem eigenen Besten.“
Eine Frau lachte, ein heiseres, selbstbewusstes Lachen. Isabella Wagner. Eine Außenseiterin, eine Emporkömmling. „Keine Sorge, Dante. Ich werde es sehr überzeugend machen.“
Mein Atem stockte in meiner Kehle, ein schmerzhaftes, scharfes Gefühl. Das Logo, meine Gabe, lag vergessen zu meinen Füßen. Die Silbermünze in meiner Tasche fühlte sich plötzlich kalt wie Eis an.
Ich drehte mich um und ging. Ich rannte nicht. Meine Bewegungen fühlten sich fremd an, als würde ich jemand anderem zusehen. Ich stieß die schweren Türen des Clubs auf und trat hinaus in den Hamburger Regen. Er war kalt und durchnässte mein Kleid in Sekunden, aber ich spürte es nicht.
Mein Handy summte in meiner Handtasche. Dante. Dann mein Bruder, Luca. Ich schaltete es stumm und stopfte es tief in meine Tasche.
Er wollte meine Loyalität nicht. Er wollte mich aus seinem Leben schneiden. Also würde ich es tun. Ich würde die Verbindung selbst kappen.