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Gerüchte besagten, dass Fernanda, die gerade erst zu ihrer Familie zurückgekehrt war, nichts weiter als ein gewalttätiges Landei sei. Fernanda antwortete darauf nur mit einem lässigen, abschätzigen Grinsen. Ein anderes Gerücht besagte, dass der sonst so rationale Cristian völlig den Verstand verloren habe, weil er in Fernanda verliebt sei. Das frustrierte sie. Klatsch und Tratsch über sich selbst konnte sie tolerieren, aber Verleumdungen gegen ihren Geliebten gingen zu weit! Als nach und nach Fernandas multiple Identitäten als gefeierte Designerin, versierte Spielerin, gefeierte Malerin und erfolgreiche Geschäftsmagnatin ans Licht kamen, wurde allen klar, dass sie diejenigen waren, die getäuscht worden waren.
„Wir sind hier, um Sie nach Hause zu begleiten, Frau Morgan."
Fernanda Morgan musterte die Männer in schicken Anzügen, die vor ihr standen.
„Deine Eltern haben in den letzten Jahren unermüdlich nach dir gesucht. Als sie erfuhren, wo du dich aufhältst, haben sie uns sofort losgeschickt, um deine Rückkehr sicherzustellen", verkündete der Mann, der wie ein Butler aussah, und sein Lächeln strahlte Herzlichkeit aus. „Außerdem wartet die Familie Harper schon sehnsüchtig auf deine Rückkehr. Du sollst nach deiner Rückkehr mit Herrn Harper verlobt werden!"
„Also gut. Lass uns gehen", stimmte Fernanda mit einem leichten Nicken zu.
Sie sammelte ihre bereits gepackten Habseligkeiten ein und stieg in das Fahrzeug.
Die Reise von der kleinen Stadt Zhota nach Esaham war lang und dauerte mit dem Auto mindestens zwei Tage.
Als die Dämmerung den Himmel einhüllte, hielten sie in einer weiteren Kleinstadt. Der Butler fand ein bescheidenes Motel und schlug ihnen vor, dort zu übernachten.
Fernandas Unterkunft befand sich am Ende des Flurs im zweiten Stock, Zimmer 201 - zweifellos das beste verfügbare Zimmer. Der Butler und der Rest der Gruppe zogen es vor, im unteren Stockwerk zu übernachten.
Die Nacht war ungewöhnlich warm und trocken, so dass die in die Jahre gekommene Klimaanlage im Zimmer unbrauchbar war. Fernanda öffnete das Fenster, um eine kühle Brise hereinzulassen, die die Vorhänge sanft in der Abendluft tanzen ließ.
Frisch geduscht dämpfte sie das Licht und kroch ins Bett, um zu schlafen.
Als sie in einen leichten Schlaf fiel, wurde sie von einem Geräusch draußen wachgerüttelt.
Ein weiteres Geräusch am Fenster ließ sie hellwach werden. Als sie sich aufrichtete, brach eine schattenhafte Gestalt durch und stürzte sich auf ihr Bett.
Die eiskalte Berührung einer Klinge schwebte an ihrem Hals, während eine tiefe, bedrohliche Stimme knurrte: „Wage es nicht, dich zu bewegen."
Unbeweglich krampfte sich Fernandas Körper vor Angst zusammen.
Am Ärmel des Mannes klebte der schwache, eiserne Geruch von Blut - eine düstere Erinnerung an seine Gefährlichkeit. Dieser unmissverständliche Hinweis bestätigte die Tatsache: Mit diesem Mann war nicht zu spaßen.
Draußen wurde die Aufregung immer größer. Kurz darauf klopfte es heftig an der Tür. Eine raue Stimme forderte: „Ist da jemand? Mach sofort auf!"
Als die Stimme noch immer widerhallte, grub sich das Messer an Fernandas Hals etwas tiefer ein.
Die Stimme des Mannes triefte vor Bosheit, als er warnte: „Werd sie los, oder du bist so gut wie tot."
Sein rechter Arm umklammerte ihre Taille, während seine linke Hand unbeirrt das Messer an ihrer Kehle hielt.
Durch seinen festen Griff und seine kalkulierten Bewegungen erkannte Fernanda, dass er es todernst meinte.
In die Enge getrieben, wusste sie, dass sie vorerst mitspielen musste.
„Sicher." Mit sanfter, fester Stimme beruhigte Fernanda ihn. „Es wird alles gut werden."
Als von drinnen keine Antwort kam, schlossen die Fremden mit einem Generalschlüssel die Tür auf und stürmten hinein.
Bei dem Geräusch riss der Mann an Fernandas ausgebeultem T-Shirt, zog sie auf seinen Schoß und umschlang sie mit seinem Arm, so dass sie gezwungen war, sich auf ihn zu spreizen, während er die Position wechselte.
In diesem Moment flog die Tür auf und ein greller Blitzlichtstrahl durchflutete den Raum.
Fernanda stieß einen panischen Schrei aus und beugte sich schnell über den Mann, um ihn aus dem Blickfeld zu nehmen.
„Schatz, was zum Teufel ist das für ein Ort? Wie kann jemand die Dreistigkeit besitzen, hier so reinzuplatzen?" Fernanda tat so, als hätte sie große Angst, und hielt den Mann fest und verzweifelt fest.
Ihre Stimme, die sonst so süß und verführerisch war, klang jetzt verärgert und hatte einen atemlosen Charme, der sie völlig in seinen Bann zog.
Plötzlich spürte Fernanda, wie sich der Mann unter ihr anspannte.
Sekunden später umschloss er sie mit seinem Arm und drehte sich gekonnt um, sodass die Decke über ihre beiden Körper gezogen wurde.
Als die Decke verrutschte, vermischte sich ihr leises Flüstern mit dem gleichmäßigen Rhythmus ihrer Atemzüge und malte eine Szene von unaufdringlicher Sinnlichkeit.
Mit vor Verlegenheit geröteten Gesichtern stand die Gruppe an der Tür steif da, unvorbereitet auf das private Schauspiel, das sich ihnen bot.
Das Paar im Zimmer zeigte jedoch keine Anzeichen, seinen intimen Austausch zu unterbrechen.
Der Wachmann des Motels gluckste unbehaglich: „Sieht aus, als wären sie ziemlich beschäftigt... Vielleicht sollten wir gehen, hm?"
Einer der Männer schob sich an dem Wachmann vorbei und betrat den Raum mit zielstrebigen Schritten.
Fernandas Herzschlag beschleunigte sich, als sie die Schritte näher kommen hörte. Könnte es sein, dass sie tatsächlich vorhatten, sie zu entlarven?
Eine kalte Klinge drückte gegen ihre Seite, ihre Spitze streifte ihre Haut und ließ ihren ohnehin schon angespannten Körper erschaudern.
Die Schritte hielten neben dem Bett an, und mit einem Anflug von Mut beugte sich Fernanda näher zu dem Mann unter ihr.
Als sie die Decke zurückzog, gab sie dem grellen Licht der Taschenlampe nach und gab den Blick auf ihren nackten Rücken frei.
In der Weichheit des Bettes setzten sie ihre Bewegungen unvermindert fort. Fernandas Lippen trafen seine in einem leidenschaftlichen Kuss, ihr Haar fiel in Kaskaden herunter und verdeckte sein Gesicht, während seine Hand sanft ihre Seite streichelte.
Das gedämpfte Stöhnen, das ihnen über die Lippen kam, verlieh der Szene einen Hauch von echter Intimität.
Plötzlich durchbrach eine Stimme von außerhalb des Raumes die Ruhe. „Chef! Draußen auf der Straße ist etwas los!"
Sofort sprang der Mann am Bett auf und verschwand durch die Tür.
Als die Tür hinter ihm zuschlug, befreite sich Fernanda und schlüpfte aus dem Bett.
Das Mondlicht drang durch einen Spalt in den Vorhängen und warf zarte Schatten in den Raum. Der Mann beobachtete, wie sich Fernandas schlanke Gestalt gegen das fahle Licht abzeichnete.
Erinnerungen an früher überfluteten ihn; seine Finger fuhren über ihre Haut, die so glatt und samtig war. Sie hatte seine Arme umschlungen, ihre zarte Haut drückte sanft gegen seine.
Ihr Haar hatte sein Gesicht gestreift, jede Strähne war seidig gewesen und hatte einen zarten Duft verströmt.
Ihre Stimme war eine sanfte Melodie, die in seinen Ohren beruhigend klang.
Diese Frau war heiter und klug. Anstatt in Panik zu verfallen, hatte sie ihre Lippen auf die seinen gepresst, ein Kuss, der so überzeugend war, dass er die Verfolger getäuscht hatte.
Ihre Lippen waren erfrischend kühl und ihre Technik war eher unbeholfen: Sie drückte ihre Lippen nur auf seine, ohne sich weiter zu bewegen - offensichtlich ihr erster Kuss.
In der darauffolgenden Stille wurde die Stimme des Mannes von ihrer üblichen Strenge zu einem verführerischen Rauschen weich. „War das dein erster Kuss?"
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