Wenn die Liebe stirbt, beginnt die Rache
An dem Tag, an dem wir meinen vierjährigen Sohn Leo beerdigten, der bei einem Unfall mit Fahrerflucht getötet wurde, tauchte die Fahrerin, Karin Moser, an seinem Grab auf. Sie lächelte, ließ Leos Lieblingsspielzeug in seinen offenen Sarg fallen und nannte ihn ein „ungeschicktes kleines Ding“.
Mein Mann, Oberstaatsanwalt David Brandt, Hamburgs Fels in der Brandung, stand daneben und schwieg. Ich, eine investigative Journalistin, wusste, dass ich für Gerechtigkeit sorgen würde. Ich hatte die Beweise, den Zeugen, eine Erfolgsbilanz, die mir einen Deutschen Reporterpreis eingebracht hatte.
Aber Karin Moser war anders. Der Richter, der ihrem mächtigen Vater verpflichtet war, wies alles ab. Sie ging als freie Frau. Dann rief der Gerichtsdiener meinen Namen. „Eva Bender, Sie sind verhaftet.“ Mein eigener Mann, Leos Vater, klagte mich wegen krimineller Fahrlässigkeit an. Er verdrehte meine Trauer, meine verzweifelte Suche nach der Wahrheit, zu einer paranoiden Besessenheit.
Meine beste Freundin, Cheri, sagte gegen mich aus und behauptete, ich sei labil. Die Geschworenen befanden mich für schuldig. Drei Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis. Weil ich eine trauernde Mutter war. Weil ich meinen Sohn verloren hatte. Im Gefängnis verlor ich ein weiteres Kind, ein Geheimnis, das ich tief in mir vergrub.
Warum? Warum hatte er das getan? Warum hatte er mich verraten?
An dem Tag meiner Entlassung fand ich ihn an Leos Grab, mit Karin und ihrem Sohn. „Papa, können wir jetzt ein Eis essen gehen?“, säuselte der Junge. Karin gurrte: „Wir müssen noch deinem Bruder Hallo sagen.“ Meine Welt zerbarst. Er hatte mich nicht nur reingelegt; er hatte mich ersetzt. Er hatte unseren Sohn ersetzt.