Der Regen prasselte in dichten Strömen auf die grauen Dächer der Stadt. Danny zog die Kapuze seines Sweatshirts tiefer ins Gesicht und steckte die Hände in die Taschen, während er durch die leeren Straßen schlenderte. Es war spät, und die Neonlichter der geschlossenen Geschäfte tauchten den Gehweg in ein kaltes, künstliches Licht.
Der Regen prasselte in dichten Strömen auf die grauen Dächer der Stadt. Danny zog die Kapuze seines Sweatshirts tiefer ins Gesicht und steckte die Hände in die Taschen, während er durch die leeren Straßen schlenderte. Es war spät, und die Neonlichter der geschlossenen Geschäfte tauchten den Gehweg in ein kaltes, künstliches Licht.
Er wusste nicht, warum er überhaupt hier war. Eigentlich wollte er nur dem stickigen Zimmer seiner kleinen Wohnung entfliehen, aber irgendetwas hatte ihn in diese Richtung gezogen. Es war, als würde ihn eine unsichtbare Macht rufen – leise, aber beharrlich.
Dann sah er es. Am Ende einer dunklen Gasse leuchtete ein seltsames, schimmerndes Licht. Es war nicht das vertraute Flackern einer Straßenlaterne oder der Schein eines Autoscheinwerfers. Nein, dieses Licht war anders. Es pulsierte, wärmte die Luft und schien ihn direkt einzuladen.
„Was zum Teufel ...?" murmelte Danny und trat näher.
Das Licht ging von einem Torbogen aus, alt und aus Stein, der merkwürdigerweise mit geschwungenen, goldenen Runen bedeckt war. Danny schwor, dass dieser Bogen gestern noch nicht hier gewesen war. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Etwas an diesem Anblick rief eine seltsame Mischung aus Angst und Neugier in ihm hervor.
„Vielleicht sollte ich einfach wieder umdrehen," murmelte er. Doch er blieb stehen.
Ein Windstoß fuhr durch die Gasse und schien seinen Körper zu umkreisen, als ob er ihn zum Gehen drängen wollte. Ohne wirklich zu wissen, warum, streckte Danny seine Hand aus und berührte die Runen.
In dem Moment, als seine Finger das kalte Gestein berührten, durchzuckte ihn ein grelles Licht. Die Welt verschwamm um ihn herum, und ein Sog ergriff ihn. Es fühlte sich an, als würde der Boden unter seinen Füßen weggerissen.
Als der Lichtwirbel schließlich abebbte, stand Danny nicht mehr in der Gasse. Vor ihm erstreckte sich eine Landschaft, die er sich nicht einmal in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können: endlose Felder aus schimmernden Kristallen, ein Himmel, durchzogen von leuchtenden Farben, und am Horizont die Silhouette einer gigantischen Stadt, in der Drachen in eleganten Bögen um hoch aufragende Türme kreisten.
„Wo ... bin ich?" flüsterte Danny.
Die Luft fühlte sich anders an. Schwer, fast elektrisch, und doch erfüllt von einer seltsamen Lebendigkeit. Jeder Atemzug ließ Dannys Sinne auf Hochtouren laufen. Die Farben schienen intensiver, die Geräusche klarer, selbst die Wärme der Sonne, die durch den schimmernden Himmel drang, war anders – lebendiger.
Danny drehte sich langsam um. Hinter ihm stand der Torbogen, durch den er gekommen war, doch er wirkte nun brüchig und alt, als hätte er Jahrhunderte hier gestanden. Die goldenen Runen glühten schwach, ehe sie verblassten und in den Stein zurücksanken. Ein dumpfes Grollen ließ ihn aufhorchen. Er wirbelte herum und suchte die Umgebung nach der Quelle des Geräuschs ab.
Am Himmel über ihm kreiste eine Gestalt. Zuerst dachte er, es sei ein riesiger Vogel, aber als sie tiefer sank, erkannte er die majestätische Form eines Drachen. Schimmernde Schuppen reflektierten das Licht, und gewaltige Flügel peitschten durch die Luft. Danny stockte der Atem. Das Wesen war riesig – größer, als er sich je hätte vorstellen können – und zugleich wunderschön.
„Das ist unmöglich ..." flüsterte er.
Der Drache zog einen Kreis und ließ sich schließlich auf einem Felsvorsprung in der Nähe nieder. Seine Augen, golden wie flüssiges Metall, fixierten Danny. Einen Moment lang herrschte absolute Stille, nur unterbrochen von Dannys rasendem Herzschlag.
„Ein Mensch?" Die Stimme war tief und hallte wie ein fernes Grollen in Dannys Kopf. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, dass der Drache sprach – nicht mit Worten, sondern direkt in seinen Gedanken.
Danny stolperte rückwärts, sein Puls explodierte. „Das ... das kann nicht ..."
„Beruhige dich," sagte die Stimme erneut. Sie war ruhig, fast geduldig, als hätte der Drache schon oft mit verwirrten Fremden gesprochen. „Du bist ins Drachenreich gelangt. Es gibt keinen Grund zur Furcht – noch nicht."
„Noch nicht?" Danny zwang sich, das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken. „Was soll das heißen? Wer bist du? Und was ist das hier überhaupt?"
Der Drache legte seinen Kopf schräg, als würde er ihn mustern. „Ich bin Kael'thar. Und du bist ein ungebetener Gast."
Die Worte schürten eine Mischung aus Ärger und Angst in Danny. „Hey, ich habe mir das nicht ausgesucht! Dieses Tor – oder was auch immer das war – hat mich hierhergezogen!"
Kael'thar schnaufte, eine Rauchwolke entwischte seinen Nüstern. „Das Tor öffnet sich nicht zufällig. Wenn es dich gerufen hat, gibt es einen Grund. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Grund uns nützt oder uns schadet."
Danny wollte protestieren, doch die Worte des Drachen hielten ihn inne. Da war etwas in Kael'thars Blick – etwas, das sowohl Weisheit als auch ein Hauch von Bedrohung ausstrahlte.
„Folge mir," sagte der Drache schließlich. „Es gibt jemanden, der wissen muss, dass du hier bist. Jemanden, der vielleicht Antworten hat."
Danny zögerte. Doch was blieb ihm anderes übrig? Hier zu bleiben und auf irgendeine Gefahr zu warten, war sicher keine Option. Also nickte er schließlich und machte sich bereit, einer völlig fremden Welt zu folgen.
Kael'thar erhob sich majestätisch, seine gewaltigen Flügel entfalteten sich wie Segel, die den Himmel in Anspruch nahmen. Der Anblick war überwältigend – die Schuppen des Drachen schimmerten in einer Mischung aus tiefem Blau und silbrigem Weiß, als wären sie aus Sternenlicht geschmiedet. Seine Bewegungen waren elegant, trotz der schieren Masse, die er mit sich trug.
„Bleib dicht bei mir," befahl Kael'thar und streckte seinen Schwanz aus, als wolle er Danny damit signalisieren, ihm zu folgen.
Danny zögerte. Jeder Instinkt in ihm schrie, dass er fliehen sollte – weg von diesem riesigen, gefährlichen Wesen und der unheimlichen Welt, in der er gelandet war. Doch wohin hätte er gehen sollen? Um ihn herum erstreckte sich eine endlose Ebene aus schimmernden Kristallfeldern, und die Stadt am Horizont war Meilen entfernt. Also atmete er tief durch und setzte sich in Bewegung.
Während er hinter Kael'thar herging, fiel ihm die Stille auf. Kein Rascheln von Blättern, kein Summen von Insekten. Die Welt wirkte wie eingefroren, als ob sie auf ein Signal wartete, wieder zu leben. Nur der ferne Ruf eines anderen Drachen durchbrach die Stille hin und wieder, ein Klang, der die Luft vibrieren ließ.
„Was ist das hier für ein Ort?" fragte Danny schließlich, seine Stimme leise, als ob er befürchtete, die Stille zu stören.
Kael'thar drehte den Kopf, während er weiterging. „Dies ist das Drachenreich. Eine Welt, die jenseits der euren existiert. Hier leben Wesen, die ihr Menschen längst als Mythen abgeschrieben habt. Drachen, uralte Wächter der Elemente, die über diese Lande herrschen."
„Wächter der Elemente?"
„Feuer, Wasser, Luft, Erde – und darüber hinaus Kräfte, die dein Geist nicht fassen kann." Kael'thars Stimme wurde dunkler. „Doch die Balance dieser Kräfte ist gestört. Etwas Dunkles rührt sich in den Tiefen, und das Tor hat sich geöffnet, um dich zu rufen. Warum, das müssen wir herausfinden."
Dannys Kopf schwirrte. Elemente? Balance? Und warum zum Teufel sollte er etwas mit all dem zu tun haben? Er war nur ein Typ aus der Stadt, der einen Job hatte, den er nicht mochte, und ein Leben führte, das ihn kaum begeisterte. Nichts an ihm war besonders.
„Was, wenn das ein Irrtum ist?" wagte er schließlich zu fragen.
Kael'thar hielt inne, und seine goldenen Augen durchbohrten Danny wie ein glühendes Schwert. „Das ist kein Irrtum. Das Tor wählt nie falsch."
Danny wollte antworten, doch plötzlich zitterte der Boden unter ihnen. Ein lautes Grollen erklang, und Kael'thar drehte sich ruckartig in Richtung des Geräuschs.
„Wir werden beobachtet," knurrte der Drache.
„Was meinst du mit –" Bevor Danny seine Frage beenden konnte, brach etwas aus dem Boden hervor. Eine schwarze Kreatur, gekrümmt und mit leuchtenden roten Augen, erhob sich vor ihnen. Sie war schlank und schuppig, eine unheimliche Mischung aus Drache und Schatten, und ihr Maul öffnete sich in einem lautlosen Schrei.
„Bleib hinter mir!" rief Kael'thar, seine Flügel schützend ausbreitend. Dann begann die Kreatur, sich zu bewegen – schnell, lautlos und mit tödlicher Absicht.
Kael'thar hob eine Klaue, und ein gewaltiger Windstoß raste durch die Ebene, fegte die schwarze Kreatur zurück in die Schatten. Sie zischte, ihre roten Augen funkelten noch einen Moment lang, bevor sie im Boden verschwand, als wäre sie nie dort gewesen.
„Was war das?" fragte Danny, der jetzt kaum noch seine Stimme unter Kontrolle hatte. Sein Herz schlug wild, und er wich unwillkürlich einen Schritt zurück.
Kael'thar blieb regungslos, sein Blick blieb auf den Ort fixiert, wo die Kreatur verschwunden war. „Ein Abgesandter der Finsternis. Sie sind Vorboten, die die Störungen in der Balance nutzen, um in unsere Welt einzudringen. Sie dürfen nicht unterschätzt werden."
„Finsternis? Balance?" Danny schüttelte den Kopf. „Du redest in Rätseln. Kannst du es mir nicht einfach erklären? Warum bin ich hier, und was hat das mit diesen Monstern zu tun?"
Der Drache wandte sich ihm langsam zu, seine goldenen Augen wirkten nun ruhiger, beinahe nachdenklich. „Das Drachenreich ist mehr als nur ein Ort. Es ist ein Nexus, der alle Welten verbindet. Hier fließen die Energien der Elemente zusammen, die das Gleichgewicht aller Existenz bewahren. Doch dieses Gleichgewicht ist zerbrechlich. Vor Jahrhunderten begann eine Dunkelheit, das Gefüge dieser Welt zu bedrohen – eine Macht, die die Elemente zu ihrem eigenen Zweck verzerren will."
Danny schluckte schwer, doch er versuchte, dem zu folgen. „Und was hat das mit mir zu tun?"
„Die Tore, die unsere Welt mit eurer verbinden, öffnen sich nur, wenn sie es müssen," erklärte Kael'thar mit ernster Stimme. „Wenn ein Mensch gerufen wird, bedeutet das, dass er eine Rolle im Schicksal dieses Reiches spielen soll."
„Das ist doch verrückt," protestierte Danny. „Ich bin niemand Besonderes. Ich weiß nichts über Drachen oder Elemente oder ... oder dunkle Mächte! Ich bin nur ein Typ aus der Stadt."
Kael'thar senkte seinen Kopf ein Stück, bis seine Augen auf einer Höhe mit Dannys waren. „Du magst glauben, dass du gewöhnlich bist. Doch das Tor sieht Dinge, die wir nicht sehen können. Deine Anwesenheit hier ist kein Zufall. Ob du es willst oder nicht, du bist Teil dieses Spiels – und die Zeit wird zeigen, warum."
Danny fühlte sich, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Alles, was der Drache sagte, klang wie aus einem Fantasy-Roman, und doch war es so real. Die Luft, die Farben, das bedrohliche Wesen von vorhin – er konnte sich das nicht einbilden.
„Was passiert, wenn diese Dunkelheit gewinnt?" fragte er schließlich, seine Stimme leise.
Kael'thar richtete sich auf, seine Flügel spannten sich, und für einen Moment schien seine ganze Gestalt noch größer und mächtiger zu werden. „Wenn die Dunkelheit die Elemente unterwirft, wird sie die Welten zerstören – auch deine. Der Nexus würde zusammenbrechen, und nichts würde bestehen bleiben."
Dannys Magen zog sich zusammen. Das klang alles so gewaltig, so viel größer als er selbst. Wie sollte er in all dem einen Unterschied machen?
„Du hast viele Fragen," sagte Kael'thar schließlich. „Und sie werden Antworten finden – aber nicht hier. Komm, wir müssen die Ältesten aufsuchen. Sie können dir die Wahrheit über dich und deine Rolle in diesem Kampf offenbaren."
Danny schüttelte den Kopf, seine Gedanken rasten. „Warte mal, Kael'thar. Oder wie auch immer du heißt. Das hier ..." – er machte eine hilflose Geste zu der schillernden Landschaft um sich herum – „... das ist einfach zu viel. Erst lande ich in einer Welt, die nicht existieren dürfte, dann reden Drachen über Balance, Dunkelheit und Nexus. Und jetzt soll ich angeblich irgendetwas Besonderes sein? Tut mir leid, aber ich bin der falsche Typ für so was."
Kael'thar ließ ein tiefes Grollen hören, ein Klang, der durch die Luft vibrierte. „Zweifel sind menschlich. Aber sie werden dir nicht helfen. Die Situation ist real, ob du es akzeptierst oder nicht."
Danny lachte bitter. „Real? Ich bin wahrscheinlich gerade ohnmächtig geworden und träume das alles. Oder ich bin verrückt geworden. Vielleicht liege ich irgendwo in einer Klinik und halluziniere."
Kael'thar trat näher, und seine Präsenz füllte den Raum zwischen ihnen. „Glaubst du, ein Traum könnte dies fühlen lassen?" Er senkte seinen massiven Kopf, bis er dicht vor Dannys Gesicht war. Der warme Atem des Drachen streifte seine Haut, und ein merkwürdiger Duft – eine Mischung aus Rauch und Gewürzen – durchdrang die Luft. „Träume sind flüchtig. Dies hier ist beständig."
Danny wich zurück, sein Atem ging schneller. „Warum ich?" fragte er schließlich, seine Stimme leiser. „Warum nicht jemand, der Ahnung von all dem hat? Irgendein Heldentyp, der sein Leben lang darauf trainiert hat, die Welt zu retten?"
Kael'thar richtete sich wieder auf, seine goldenen Augen funkelten. „Die Tore wählen nicht nach deinen Maßstäben. Sie sehen die Wahrheit, auch wenn du sie noch nicht erkennen kannst. Vielleicht bist du nicht stark oder weise, vielleicht verstehst du diese Welt nicht – noch nicht. Aber das Tor hat dich gewählt, weil es etwas in dir gesehen hat. Etwas, das diese Welt braucht."
„Das klingt alles ziemlich philosophisch," murmelte Danny und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber ich sehe nichts Besonderes an mir."
„Dann musst du lernen, genauer hinzusehen." Kael'thar schnaufte erneut, und ein feiner Nebel entwich seinen Nüstern. „Dein Zweifel ist natürlich. Doch wenn du an ihm festhältst, wird er dich und diese Welt zerstören. Es gibt keine Rückkehr, Danny. Das Tor hat dich gerufen, und es wird dich nicht zurücklassen, bis deine Rolle erfüllt ist."
Danny spürte, wie die Verzweiflung in ihm aufstieg. Er wollte schreien, weglaufen, sich in seiner kleinen Wohnung verkriechen und vergessen, dass dieser Tag je passiert war. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass Kael'thar die Wahrheit sagte. Er hatte keine Wahl.
„Also soll ich mich einfach fügen?" fragte er schließlich, seine Stimme zynisch. „Einfach mitmachen, ohne zu wissen, was mich erwartet?"
Kael'thar betrachtete ihn für einen Moment schweigend, dann nickte er langsam. „Genau das. Manchmal gibt es keinen klaren Pfad, nur einen Schritt nach dem anderen."
Danny wollte widersprechen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er schloss die Augen und atmete tief durch, bevor er schließlich nickte. „Okay. Aber wenn ich das hier überlebe, werde ich definitiv eine Erklärung verlangen."
Kael'thar ließ ein Geräusch hören, das fast wie ein belustigtes Grollen klang. „Das wirst du. Komm jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren."
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