„Ich kann nicht fassen, dass sie es immer noch nicht kapiert hat“, kicherte Erik. „Sie läuft mit diesem riesigen Bauch herum und strahlt wie eine verdammte Heilige.“
Die Stimme meines Mannes, die mir jede Nacht Liebesworte zuflüsterte, war voller Verachtung. „Geduld, mein Freund. Je dicker sie wird, desto tiefer der Fall. Und desto fetter meine Auszahlung.“
Er sagte, unsere gesamte Ehe sei ein grausames Spiel, um mich zu zerstören, alles für seine kostbare Adoptivschwester Elsa.
Sie hatten sogar eine Wette laufen, wer der wahre Vater war.
„Also, die Wette steht noch?“, fragte Erik. „Mein Geld setze ich immer noch auf mich.“
Mein Baby war eine Trophäe in ihrem kranken Wettbewerb. Die Welt geriet aus den Fugen. Die Liebe, die ich fühlte, die Familie, die ich aufbaute – alles war ein Betrug.
In diesem Moment, in den Trümmern meines Herzens, fasste ich einen kalten, klaren Entschluss.
Ich zog mein Handy heraus, meine Stimme überraschend fest, als ich eine Privatklinik anrief.
„Hallo“, sagte ich. „Ich muss einen Termin vereinbaren. Für einen Schwangerschaftsabbruch.“
Kapitel 1
Das schwere Gewicht meines Bauches war eine ständige, willkommene Erinnerung. Achter Monat. Nur noch wenige Wochen, bis ich meinen Sohn in den Armen halten würde. Ich strich über die straffe Wölbung, ein Lächeln auf meinem Gesicht. Dirk und ich hatten alles. Ein wunderschönes Haus in Eppendorf, ein Leben, um das uns andere beneideten, und bald eine Familie.
Ich war dabei, Dirks Arbeitszimmer zu ordnen, ein Nestbautrieb, gegen den ich nicht ankämpfen konnte. Versteckt im hinteren Teil seiner Schreibtischschublade, unter einem Stapel alter Steuererklärungen, berührten meine Finger ein dickes, gefaltetes Papier. Es fühlte sich offiziell an.
Die Neugier siegte. Ich zog es heraus.
Es war eine ärztliche Bescheinigung. Eine Bescheinigung über eine Vasektomie.
Mein Atem stockte. Ich las den Namen: Dirk Huber. Dann sah ich auf das Datum. Es war von vor einem Jahr, sechs Monate bevor wir überhaupt angefangen hatten, es zu versuchen.
Der Raum begann sich zu drehen. Meine Hände zitterten, als ich das Papier hielt. Es ergab keinen Sinn. Ich war im achten Monat schwanger. Das musste ein Fehler sein, ein Scherz, irgendein Missverständnis.
Die Bescheinigung fühlte sich kalt in meiner Hand an, ein krasser Gegensatz zu dem warmen Leben in mir. Ich war schwanger. Ich hatte ihn erst heute Morgen treten gespürt. Dieses Papier war eine Lüge. Das musste es sein.
Eine Welle aus Übelkeit und blanker Panik überrollte mich. Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, ein rasender, schmerzhafter Rhythmus. Das konnte nicht real sein. Mein perfektes Leben, mein liebender Mann, unser Baby … war das alles eine Lüge?
Ich musste ihn sehen. Ich musste hören, wie er das erklärt.
Ich griff nach meinen Schlüsseln, mein Verstand eine leere Tafel aus Verwirrung und Angst. Ich musste zu seinem Büro in der HafenCity. Sofort.
Die Fahrt war wie im Nebel. Ich erinnere mich nicht an den Verkehr oder die Abbiegungen. Alles, was ich sehen konnte, war dieses Datum auf der Bescheinigung, das mich verhöhnte, das sich in mein Gedächtnis brannte.
Ich parkte schlampig auf dem Besucherparkplatz der Huber AG und stürmte hinein, mein geschwollener Bauch machte die Bewegung ungelenk. Die Empfangsdame versuchte, mich aufzuhalten, aber ich drängte mich an ihr vorbei, direkt zu Dirks Eckbüro.
Als ich näher kam, hörte ich Gelächter. Lautes, ausgelassenes Gelächter, das hinter seiner geschlossenen Tür hervordrang.
Ich verlangsamte meine Schritte, meine Hand schwebte über dem Türknauf. Ich presste mein Ohr gegen das kühle Holz, eine Entscheidung, die ich für den Rest meines Lebens sowohl bereuen als auch dankbar dafür sein würde.
„Ich kann nicht fassen, dass sie es immer noch nicht kapiert hat“, sagte eine Stimme, die ich als Erik, Dirks besten Freund, erkannte, zwischen Kichern. „Sie läuft mit diesem riesigen Bauch herum und strahlt wie eine verdammte Heilige.“
Die Männer brachen in eine weitere Runde Gelächter aus. Es war ein grausamer, spöttischer Klang, der mir eine Gänsehaut verursachte. Es fühlte sich an, als lachten sie über mich.
Dann hörte ich die Stimme meines Mannes, die Stimme, die mir jede Nacht Liebesworte zuflüsterte. „Geduld, mein Freund. Je dicker sie wird, desto tiefer der Fall. Und desto fetter meine Auszahlung.“
Mein Blut gefror in meinen Adern. Auszahlung? Wovon redete er?
„Es ist alles für Elsa, weißt du“, fuhr Dirk fort, seine Stimme durchzogen von einer seltsamen, besitzergreifenden Zuneigung. „Diese Schlampe Clara musste für das bezahlen, was sie getan hat, dafür, dass sie meine Schwester weggeschickt hat, als wäre sie nichts.“
Elsa. Seine Adoptivschwester. Sie sagten, sie müsse für ein spezielles Programm ins Ausland, dass es eine großartige Gelegenheit sei. Ich hatte es unterstützt, sie sogar ermutigt. Ich dachte, ich würde helfen.
„Sie ist so dumm verliebt, sie würde alles glauben, was ich ihr erzähle“, höhnte Dirk. Der Klang seiner Stimme, so voller eisiger Verachtung, war ein körperlicher Schlag. „Sie denkt wahrscheinlich, dieses Baby ist ein Wunder, ein Beweis für unsere große Liebe.“
Die anderen Männer heulten vor Lachen.
„Also, die Wette steht noch?“, fragte Erik. „Wer ist der wahre Vater? Mein Geld setze ich immer noch auf mich.“
„Oder auf mich“, warf eine andere Stimme ein.
Eine Wette. Sie wetteten darauf, wer der Vater meines Babys war. Meines Babys.
Die Welt geriet aus den Fugen. Die Liebe, die ich fühlte, die Familie, die ich aufbaute, der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte – alles war ein Betrug. Ein grausames, ausgeklügeltes Spiel, das darauf abzielte, mich zu demütigen und zu zerstören.
Das Baby in mir trat plötzlich scharf zu, als ob es meine Qual spüren könnte.
Tränen liefen mir über das Gesicht, heiß und still. Die Liebe, die ich noch vor einer Stunde gefühlt hatte, gerann zu etwas Kaltem und Hartem in meiner Brust. Es war eine Lüge. Alles davon.
In diesem Moment, als ich vor dem Büro meines Mannes stand, formte sich in den Ruinen meines Herzens ein Entschluss. Ein kalter, klarer und absoluter Entschluss.
Dieses Baby, dieses Symbol ihres kranken Spiels, würde nicht geboren werden.
Ich wandte mich von der Tür ab, meine Bewegungen steif und roboterhaft. Ich zog mein Handy heraus, meine Finger fummelten am Bildschirm.
Ich fand die Nummer einer Privatklinik.
„Hallo“, sagte ich, meine Stimme überraschend fest. „Ich muss einen Termin vereinbaren. Für einen Schwangerschaftsabbruch.“